
George King
Mein erster Besuch eines Massage-Workshops war ein echter Glücksfall. George King war Mitbegründer der Esalen-Massage, einer Methode, die am Esalen-Institut in Kalifornien entstand und westliche und fernöstliche Elemente in sich vereint. Er nutzte im Jahr 1986 einen Aufenthalt in Wien, um in kleinem Rahmen zu unterrichten. Die Tage mit George waren Tage voll der Freude und des spielerischen Lernens. Im Mittelpunkt stand die Kunst der Berührung, The Art of Touch. Erst später begriff ich, welches Geschenk die Begegnung mit George und die Leichtigkeit seines Unterrichts für mich tatsächlich war.

Oruç Güvenç
Mein erster spiritueller Lehrer war der Sufimeister Oruç Güvenç, den ich während einer Meditationswoche in Niederösterreich kennenlernte. Oruç betrat den Raum, nahm wortlos Platz und schaute einem nach dem anderen der Anwesenden langsam, ruhig und direkt in die Augen. Einige ertrugen den intensiven Kontakt nicht und brachen in Tränen aus. Dann kam ich an die Reihe: Als ich Oruç in die Augen sah, wusste ich sofort, dass es sinnlos wäre, diesem Menschen etwas vorzuspielen. Aber das Erstaunliche war: Obwohl ich mich völlig durchschaut fühlte, zeigte mein Gegenüber nicht die geringste Reaktion. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich bewusst erkannt und so angenommen, wie ich bin. In diesem Moment lag eine transformative Kraft: Meine spirituelle Reise begann.

Don Eduardo Calderon
Durch Oruç Güvenç war ich in Kontakt mit Altorientalischer Musiktherapie und zentralasiatischem Schamanismus gekommen. Als sich die Gelegenheit bot, an einem Ritual des südamerikanischen Schamanen Don Eduardo Calderon Palomino teilzunehmen, sagte ich mit Freuden zu. Der peruanische Heiler war von kräuterkundigen Alten und Schamanen in ihre Künste eingeweiht worden. Seine Mesa (Heilzeremonie) fand in einem aufgelassenen Steinbruch aus der Römerzeit statt. Während der Vollmondnacht kam ich zum einen selbst in den Genuss einer rituellen Heilung, zum anderen wurde ich Zeuge schamanischer Interventionen bei einem Dutzend weiterer Personen. Don Eduardo hatte großes Talent, in Menschen schlummernde Kräfte zu wecken und zu fördern. Insbesondere beeindruckte mich sein einfacher, authentischer Umgang mit rationalen und irrationalen Welten.
Ein paar Tage später traf ich in meiner Heimatstadt Wien zufällig auf Don Eduardo. Bei dieser Gelegenheit setzte er mir den Kern seines magischen Weltbilds auseinander: »Die Dinge haben die Bedeutung, die wir ihnen geben. Yo soy, yo hago – ich bin und ich handle!« Indem wir dem Ursprung des Leids seine Bedeutung nehmen, entziehen wir dem Leid selbst die Existenzgrundlage.

Akinobu Kishi
Der japanische Meister Akinobu Kishi repräsentierte das, was ich lernen wollte: die praktische Behandlung von Menschen. Kishi dachte, dass Shiatsu im Grunde genommen eine einfache Sache sei und keine hoch entwickelte Erklärung erfordere. Als ich ihm einmal von meinen persönlichen Zweifeln erzählte, klopfte er mir auf die Schulter und sagte lachend: »Forget all that shit. Just be empty!«, also auf gut Deutsch: »Vergiss den ganzen Mist und versuche einfach, einen leeren Geist zu haben.«

Ajahn Suphan
Nach mehreren Retreats bei diversen Lehrern landete ich schließlich für ein Monat in einem buddhistischen Kloster in Thailand. Dreißig Tage Vipassanā im Wat Ram Poeng bedeuten, lange zu meditieren, kurz zu schlafen und rund um die Uhr zu schweigen. Ausgenommen davon ist das tägliche persönliche Gespräch mit dem Lehrer. Ajahn Suphan brachte mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen. Kaum hatte ich das Gefühl, irgendetwas erreicht zu haben, gab es eine neue Aufgabe, an der ich wieder scheiterte. Frustration, Ärger und Zorn waren die Folge. Zu alldem lachte mein Lehrer, und wenn ich mich beschwerte, meinte er: »Das ist gut. Weiter so.«
Am Schluss begriff ich die Lektion: Es geht weder darum, perfekt zu meditieren, noch sonstigen Leistungsansprüchen gerecht zu werden. Die Aufgabe ist, den eigenen Sinneswahrnehmungen mehr zu vertrauen als jeglichen Gedankengebäuden und Konzepten, die Natur der Dinge zu erkennen und Akzeptanz zu entwickeln. Dazu muss jedoch erst die Angst überwunden werden, nicht gut genug zu sein. Denn diese ist das größte Hindernis, die Welt so zu erleben, wie sie ist.

Mirko Frýba
Mir hat eine persönliche Begegnung sehr geholfen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: Mirko Frýba war Psychoanalytiker und Universitätsdozent für Psychologie, bevor er unter dem Namen Bhikkhu Kusalananda in Sri Lanka buddhistischer Mönch wurde. Ich nützte die Gelegenheit, an einem von ihm geleiteten Retreat in den österreichischen Alpen teilzunehmen. Kusalananda schaffte es, mich mit einem Satz zu begeistern: »Buddhismus ist verantwortungsvoller Ungehorsam.«